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AutorenbildPatrick

Merhaba Turkiye - Türkei, Du wunderbare !


Südküste Türkeı - Zeltplatz auf stillgelegter Strasse ... Ende Januar 2019

Ich bin in einer Stadt mit sehr vielen Menschen aufgewachsen, die einen türkischen Migrationshintergrund haben. Das war und ist für mich nie ein Problem gewesen. Warum auch? Im Gegenteil. Schon sehr früh habe ich mich für die türkische Küche interessiert, kaufe regelmäßig in türkischen Märkten ein und bereiste die Türkei mehrfach. Doch nie mit dem Fahrrad für drei Monate.

Und ich kann es nur jedem empfehlen!




Unser Weg führte uns Anfang Januar nach Antalya.

Inzwischen ein riesen Moloch mit mehr als 2 Millionen Einwohner.

Wir schauten uns ein paar Tage die Stadt an, um uns zu akklimatisieren. Temperaturen um dıe 16° C und ab und zu Sonne war alle mal besser als ın Deutschland.

Da unsere Überwinterungspläne aus vielerlei Hinsicht nicht funktionierten, entschieden wir uns für eine Reise durch die Türkei im Winter. Ein ambitionierter Versuch zu leben …




Die Altstadt von Antalya ist sehr nett restauriert. Natürlich durfte auch das Hadrianstor nicht fehlen. Überall stehen Orangenbäume und viele Palmen. Doch nach ein paar Tagen fuhren wir weiter an der Küste entlang Richtung Südosten.


Antalya im Januar 2019

Hier hatten wir uns für 6,- € pro Tag ein Apartment gemietet, um ein paar schöne Momente am Meer mit rauem Wetter aber einsamen Stränden zu genießen.



Nach einer Weile fuhren wir endgültig los und passierten Side und Alanya.

Immer entlang der D400 (die Bundesstraße an der Küste, die bis Adana führt).

Im Sommer ist wie fast überall am Mittelmeer hier die Hölle los. Im Januar und Februar echt entspannt. Wir zelteten am Strand oder an einsamen Plätzen, wie diesem hier:


Wildcampen an der Südküste der Türkei kein Problem


Çay

Es war zwar recht kühl, aber die Sonne ließ sich öfter blicken.

Unterwegs genossen wir die freundlichen Menschen, denen wir begegneten und die uns zum Çay oder Kaffee einluden.

Çay ist schwarzer Tee aus der Türkei. Er wird eigentlich überall angeboten und mit viel Zucker von den Einheimischen getrunken.

Ich weiß wirklich nicht mehr, wie oft wir auf einen Çay eingeladen wurden.

Diese einfache Geste allein ist magisch und bringt den Kern der türkischen Mentalität zum Vorschein. Wie oft haben wir unterwegs auf dem Rad gefroren? An der nächsten Tankstelle bot man uns Tee an. Manchmal sogar auch einen warmen Platz und ein Stück Kuchen dazu …


Entspannt im Winter ... und schön!

In Gazipasa dann erwischte Rane eine Erkältung und wir mussten ein paar Tage im Hotel verbringen.

Hier findet man ein Zimmer ohne große Ansprüche zwischen 70,- TLY (Türkische Lira) und 120,- TLY für zwei Personen.

Das sind etwa 11,- € bis 20,- €. Uns blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten …

Langsam ging es besser, gestärkt Dank Çorba.


Çorba

Das ist türkische Suppe z. B : aus Huhn oder Rindfleisch. Aber auch Lamm oder Kichererbsen sind gut. Serviert wird dieses sehr preiswerte Gericht mit Salat, Brot und eingelegten Chillis.

Dazu gibt es Wasser und immer einen Çay. Man zahlt zwischen 1,- € bis 2,- € umgerechnet.

Schon früh morgens fast überall zu erstehen. Ich liebe das …



Dann ging's weiter.

Jeden Tag auf und ab mit toller Aussicht und wahnsinnig freundlichen Menschen!


Pause bei extremen Wınden ...

Nicht besonders schwierige Strecke aber gute Kondition braucht man schon. Teilweise hatten wir mit extremen Winden aus allen Richtungen zu kämpfen, die uns zum Schieben verdammten.

Hin und wieder regnete es heftig.

Die Orangenplantagen standen unter Wasser.

Trotzdem eine schöne Strecke.

Die 400 - 500 km bis Tarsus vergingen wie im Flug.


Campspot in ausreichend Natur

Ein paar Speichenbrüche gab es natürlich auch.

Manche Teile müssen auch unterwegs gewartet werden ... wie z.B.: Pedalen!



Hier verabschiedeten wir uns von der Straße Richtung Osten und fuhren nun gen Norden ins Taurusgebirge.


Der Taurus

Die erste wirkliche Herausforderung unserer Radreise in der Türkei stand an.

Der Taurus erstreckt sich bis in den Osten der Südtürkei ca. 1500 km lang und ist ein äußerst imposantes Gebirge. Er trennt das anatolische Hochland vom Mittelmeer und der mesopotamischen Tiefebene.

Wir schauten uns noch ein paar Tage Mersin an, das bei vielen Einheimischen als Urlaubsziel beliebt ist. Wir hatten Glück mit schönem Wetter und starteten durch auf der Bundesstraße D750, die mit Hilfe von deutschen Ingenieuren in den 50er Jahren erbaut wurde.

Heute verläuft teilweise parallel die Autobahn Q21 und trägt den Hauptverkehr.

Es überholten trotzdem genügend LKW und bezeugten ihren Respekt mit der üblichen Huperei.

Die Straße nutzt die sogenannte Kilikische Pforte, die schon die Römer ausfindig machten, um den Taurus in ihren Feldzügen zu bewältigen und später auch die Händler der Seidenstrasse, um ihre Waren aus dem Norden bzw. Osten per Schiff nach Europa zu bringen. Wir also in umgekehrter Richtung gen Norden.


Im Winter nıcht ganz anspruchslos ... Taurusgebirge.

Die Strecke gehört für mich zu den schönsten Passstrassen, die ich bisher mit dem Rad gefahren bin. Das lag nicht zuletzt an der vergleichsweise moderaten Steigung, sondern auch an der Landschaft und natürlich am guten Asphalt.

Wir hatten keine Probleme uns mit Wasser zu versorgen oder einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Das Wetter meinte es gut mit uns. Die Sonne ließ sich öfter blicken, auch wenn es am Gipfel um die 0° C hatte. Für eine Winterüberquerung echt Glück gehabt.



Auf 1400 m Höhe in Akçatekir angekommen, folgt eine schöne Abfahrt auf 800 m Höhe nach Pozanti.

Hier konnten wir unsere Vorräte auffüllen und gönnten uns natürlich erstmal eine heiße Çorba.

Wer eine Hotelübernachtung braucht, kann das hier oder im 20 km entfernten Çiftehan tun.

Ab Pozanti geht's kaum wahrnehmbar wieder bergauf.

Ab Ulukişla leicht steiler auf 1600 m Höhe.


In luftiger Höhe ... anstrengend, aber schön!

Dann folgt eine wunderbare Abfahrt auf erstklassigen Asphalt bis nach Nigde.



Wir benötigten dafür 4 Tage. Weiter ging's über Derinkuyu, in dem man eine unterirdische Stadt in 65 m Tiefe bewundern kann. Eine von mehreren in der Türkei.


Schafherde, eine von vielen.

bereits in Kappadokien

Dann erreichten wir endlich das unglaubliche Kappadokien.


Kappadokien - eın Traum.


Wir ließen uns in Göreme nieder, dem Zentrum des ca. 100 qkm großen Nationalparks, der für seine Tuffsteinformationen und Höhlenarchitektur bekannt ist.


Göreme, wenn man früh aus den Federn kommt ...

bei Sonnenaufgang ... Göreme


Wir verbrachten ein paar Nächte in einem der vielen Höhlenhotels.

Es war wunderschön und wer morgens früh aus den Federn kommt, kann ein einmaliges Spektakel erleben. Sonnenaufgang mit unzähligen Heissluftballons.


Muss auch mal sein. Unser Zimmer in Göreme.

Göreme

Zu Fuß erkundeten wir den Park, um unseren Körpern eine Abwechslung zu bieten.



Staunend ...

Danach durchquerten wir die anatolische Hochebene.


In Anatolien

Die Kornkammer der Türkei. Im Winter sicher etwas eintönig und kahl. Doch für meine Augen war das irgendwie erholsam.

Die Strassen können manchmal 30 km geradeaus gehen und da tut man gut an ausreichend Tein.



Wir haben ein paar Mal bei weit unter Null Grad gezeltet. Das hält man meiner Meinung nach nicht lange durch. Ab und zu musste eine günstige, aber warme Unterkunft herhalten. Liegt das vielleicht am Alter?


Es gibt recht viele Warmshower Hosts in der Türkei, wobei die Antwortquote bei uns gerade mal

10 % ausmachte. Mehr Angebot und Glück hat man da wohl bei Couchsurfing.

Ich bin von beiden Plattformen immer mehr enttäuscht … das Durchschnittsalter der Gastgeber liegt wohl auch so um die 22 Jahre … dafür bin ich dann wohl auch zu alt. Schade eigentlich, denn ich hätte auch etwas zu erzählen, ohne belehrend, arrogant oder spassbremsend zu sein. Vielleicht ist es aber auch das Naturell der Jugend eher oberflächlich und kurz aufnahmebereit zu sein.

Aber ich will auch nicht mehr nur des Geldes wegen, mich von Couch zu Couch schwingen.

Ich denke, das hat das Gastgeberland auch verdient, das man hier und da sein Geld lässt, um die Menschen zu unterstützen. Ich fühle mich dann immer als Schnorrer. Anders, wenn man mich auf der Straße anspricht und uns spontan einlädt. Mehrfach wollte man uns in der Türkei einladen …


Merzifon


Je näher wir der Schwarzmeerküste kamen, um so grüner würde es.

Erinnerte oftmals an die schwäbische Alb …


Das Pontische Gebirge zieht sich bis zum Kaukasus und wir durchquerten es von Merzifon nach Samsun am Schwarzen Meer. Dort angekommen herrschen sogleich mildere Temperaturen.

Unser nächstes Ziel sollte Trabzon sein, wo wir unsere Visa für den Iran beschaffen wollten.

Da wir nicht wussten, ob alles glatt läuft, haben wir uns dazu entschlossen, kein Risiko einzugehen, denn unser Türkeiaufenthalt war ja auf 90 Tage begrenzt und folgten dem Highway an der Küste entlang, um Zeit zu sparen. Dieser ist aber auch nicht ganz so mühelos zu fahren.


Olivenhandel und Çay trinken ...

Das Schwarze Meer

Samsuns Küste


Nach ein paar Tagen ging uns der Lärm und Gestank der Autos mächtig auf die Nerven.

Auch die unzähligen Tunnel haben es teilweise in sich.

Der Längste von ihnen Richtung Ordu ist knapp 4 km lang und man braucht schon ein kräftiges Nervenkostüm, um hindurchzufahren. Denn nur zweispurig und die meisten LKWs fahren ohne Licht und hupen auch noch beim Überholvorgang. Reine Fahrradfreude sah anders aus.

Auch hier sind einige Höhenmeter zu bewältigen …


Eine von Tausenden Moscheen.

Moschee

Zwischendurch meldete sich immer wieder der Winter zurück.



Top Campspot am Meer

Trabzon ist leider keine besondere Schönheit, aber dafür waren die Menschen wieder um so herzlicher!

Und genau diese Herzlichkeit, welche ich im letzten Jahr an der Adria so vermisst habe, macht für mich einen großen Teil der Türkei aus.

Das Herz der Türken ist riesig und genau so ihr Interesse.

In Trabzon mussten wir zwecks Visa für den Iran einige Tage einen Zwischenstopp einlegen.


Typische Bäckerei. In Trabzon wird leckeres Brot gebacken.

Während wir auf unser Visum warten, wurde gut gegessen und flaniert. In Sachen Kulinarik kann man hier voll auf seine Kosten kommen. Zu empfehlen sind hier ausser den unzähligen Dönerlokalen gute Pide, natürlich Çigköfte, hervorragendes Baclava und Halva. Wer die Sprachbarriere nicht scheut, kann in so mancher Bäckerei nie gesehene und erträumte Naschereien entdecken!


Nach einer Woche ging's dann endlich mit den Visa in der Tasche weiter.

Iran Visa in Trabzon beantragen wird dann unter der Rubrik: Wissenswertes ein extra Kapitel ...


Vorbei an den Teeplantagen der türkischen Schwarzmeerküste führte unser Weg uns bis zur georgischen Grenze. Unsere nächste Etappe im April.

In fast jeder Stadt ab Rize gibt es eine Teefabrik, in der der Tee weiter verarbeitet oder zum Transport gelagert wird.



Çaykur, Teefabrik hier bei Hopa