Wir verließen Albanien schweren Herzens, da es im Süden immer schöner und ursprünglicher wurde.
Der Weg zur Grenze von Saranda aus Richtung Griechenland war einem Bilderbuch gleich mit unterschiedlichsten Landschaften und einsamen Dörfern.
Der Grenzübertritt bei Konispol lag wieder auf einer kleinen Anhöhe. Und so glitten wir hinab ins nördliche Griechenland …
Der Unterschied war direkt zu spüren. Nach einigen Kilometern fanden wir nach langer Zeit wieder einmal eine Bank zum Ausruhen ...
Außer Oliven wurden jetzt wieder mehr Gemüse und Früchte, wie Orangen und Zucchini angebaut. Unser Ziel sollte die Fährstadt Igoumenitsa sein. Dort legen täglich viele Autofähren aus Italien an und ab.
Schon in Albanien hatte ich vermehrt Probleme mit meiner Hydraulikbremse. Auf dem Weg weiter südlich gab sie schließlich zwei Kilometer vor dem nächsten Campingplatz den Geist auf. Verlust von Bremsflüssigkeit an beiden Hebeln … Eine Reparatur war nicht mehr möglich.
Am nächsten Tag musste ich also ohne Bremse eine Stunde mit dem Fahrrad wieder nach Igoumenitsa fahren, um dort eine geeignete Ersatzbremse zu finden.
Am Vorabend hatte ich schon ein Fahrradgeschäft telefonisch kontaktiert, um sicherzustellen, nicht vergebens loszufahren. Das Angebot der Fahrradshops auf unserem Weg südlich von Wien war allesamt eher spartanisch. So auch hier.
In Zadar (Mitteldalmatien)fanden wir nach langem Suchen ein Geschäft, wo man zwei Brookssättel anbot … Ranes Brookssattel war gebrochen!
In Igoumenitsa an Hydraulikbremsen nicht zu denken. Schon gar nicht Magura. Ich habe mich also wieder für die gute, alte V-Brake entschieden. Auch hier wieder nur ein einziges Modell in der ganzen Stadt.
Giorgos Vazoukis vom Bike Store half mir bei der Montage, sodass ich gegen Mittag und nach ein paar Einkäufen wieder ohne Probleme Fahrradfahren konnte.
Von Igoumenitsa aus gehen übrigens nur Fähren Richtung Italien oder zum benachbarten Korfu. Nicht aber weiter in den Süden. Eigentlich unser Glück aber trotzdem merkwürdig …
Dieselben, nicht enden wollenden, kilometerlang ansteigenden Hügel ging es zurück zum Campingplatz.
Jetzt bot sich uns ein Griechenland, wie man es sich nicht hätte vorstellen können.
Griechenland ist riesig und sehr facettenreich.
Unser Weg verlief erst einmal nach Preveza. Von der Küste weg landeinwärts auf recht guten Straßen vorbei an vielen Feldern, Olivenhainen und Seen fuhren wir nach Ammoudia.
Eine unglaublich schöne, fruchtbare Landschaft mit einem riesigen Flussdelta.
Bis nach Preveza entdeckten wir wahrlich wunderbare Strände und Buchten.
Das muss man den Griechen einfach zugestehen: Sie sind sich selbst treu geblieben.
Von nun an sollte ich jeden Tag einsame Strände finden …
Es ist in Nordgriechenland kein Problem dem Tourismus, der sich sowieso in Grenzen hielt, aus dem Weg zu gehen.
Es war unglaublich im Gegensatz zu unseren Erfahrungen der kroatischen, montenegrinischen und albanischen Küste.
Der Ort Preveza ist für die Verbindung einer Meerenge bekannt, die man in einem Tunnel überwindet, der aber leider für Radfahrer gesperrt ist.
Gut, dass wir uns schon am Vortag die Strecke angeschaut haben und uns dieser Abschnitt auffiel. Auf der Suche nach ein paar Einträgen hier und da im Internet taten wir es anderen gleich, die vor demselben Problem standen.
Anscheinend hatte bei der Planung des Tunnels niemand an Fahrradfahrer gedacht ...
Etwa zweihundert Meter vor der Tunneleinfahrt gibt es eine Kamera aus sicherheitstechnischen Gründen. An dieser stellte ich mich auf und signalisierte meinen Passierwillen. Nach nur ein paar Minuten erschien ein Truck der Tunnelaufsicht mit einem sehr freundlichen Mitarbeiter. Er wusste sofort, was unser Begehr war und lud unsere Räder nebst Gepäck auf den mitgebrachten Anhänger. Nach ein paar Minuten waren wir auf der anderen Seite und das sogar kostenlos.
Wir waren fast sprachlos über so viel Unkompliziertheit und bedankten uns überschwänglich.
Der nächste Abschnitt bis Patras auf dem Pelepones war so abwechslungsreich wie kein zweiter unserer Reise. Es gab alles, was man sich nur in Griechenland vorstellen konnte. Immer noch jede Menge Oliven, aber auch Bambus, Schilf und kleine Farmen mit viel Ziegen und Schafen.
Vorbei an filmreifen Kulissen von derber Trockenheit und verlassenen Farmhäusern bis schroffen Felsformationen und kleinen Ansiedlungen, in denen die Zeit still zu stehen schien.
Der Küstenort Mitikas ist nur einer davon.
Er reiht sich an der Küste entlang und seine zahlreichen Tavernen liegen direkt am Wasser.
Hier ist die Zeit stehen geblieben und es ist malerisch schön. Nur wenige Touristen suchen hier Ruhe in aller Abgeschiedenheit. Wieder einmal bewahren sich die Griechen hier ihren Reichtum an Tradition, Mentalität und ihrer Natur!
Leider gab es nur ein Manko für den Radreisenden …
Hunde! Und das nicht zu knapp. Überall streunende Hunde.
In Mesolongi passte uns einmal eine Gruppe Hunde am frühen Morgen nach einer unruhigen Wildcampingnacht ab. Sie versperrten uns gezielt den Weg und nach anderen Erfahrungen, hielten wir es für klüger, den Kürzeren zu ziehen und uns einen anderen Weg zu suchen. Es gab Hunde an jeder Ecke und in jeder Größe und Gemütslage.
Ein anderes Mal sahen wir schon von weiter Ferne einen Trupp Streuner, die eine Straßenkreuzung für ihr Territorium beanspruchte. Sie stoppten gezielt Autos, um sie dann anzuspringen … das hatte ich noch nicht gesehen. Leider gab es keinen anderen Weg und wir mussten an ihnen vorbei. Wir warteten besonders viel Verkehr an dieser Stelle ab, um an ihnen vorbeizukommen. Mit unseren hölzernen Fahrradständern in der Hand konnten wir nur knapp einen Biss oder ein Anhalten vereiteln. Es war reine Glücksache unbeschadet davonzuradeln.
Und uns steckte noch eine Weile Furcht und Wut in den Knochen.
Angeblich gibt es 3,5 Millionen streunende Hunde in Griechenland.
Eine unglaubliche Zahl. Wir begegneten Hunderten unmittelbar.
Weiter verlief unsere Route auf dem Peloppones entlang des Golfs von Korinth bis zur Straße von Korinth. Hier gab es wieder viele schöne einsame Strände und das letzte Drittel eine einmalig schöne kleine Küstenstraße.
Unser nächstes Ziel war Piräus.
Von hier aus wollten wir die Fähre nach Kreta nehmen. Leider stellten wir zu unserem Erstaunen fest, das in diesen Tagen die Fährbetriebe streikten. Na was für ein Glück!
... weiter im 2. Teil
Comments