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  • AutorenbildPatrick

Der EuroVelo 9

Aktualisiert: 26. Juli 2018


Weit ab von Wien endlich ein EuroVelo 9 Schild gefunden.
EuroVelo 9 Schild in Wien am Neustädter Kanal

In Wien haben wir uns entschieden, dem EuroVelo 9 zu folgen, der, als Baltisch – Adriatischer Europa Radfernweg von Gdansk in Polen bis Pula in Kroatien von European Cyclists´ Federation kurz ECF genannt, angepriesen wird.

Ab Slowenien bis Pula in Kroatien ist dieser Weg in Planung …

Was uns beim EuroVelo 6, dem Donauradweg schon auffiel, nämlich eine teilweise undurchdachte und nicht aktualisierte, sowie unbeschilderte Streckenführung, sollte sich beim EuroVelo 9 leider noch verschlimmern … Ab der Grenze Slowenien ist es fast unmöglich, dem geplanten Weg weiter zu folgen! Ohne entsprechendes Kartenmaterial auf Papier ist es schon in Wien ein Glücksspiel diesen Weg zu finden bzw. zu folgen.


Die Alpen in weiter Ferne am Radweg Richtung Wiener Neustadt

Wenn man also wie wir ein paar Tage in Wien verbringt und dann seine Fahrt auf dem Fernradweg fortsetzen möchte, hält man sich meiner Meinung nach am Besten weit östlich der Stadt, an den Wiener Neustädter Kanal. Das entschärft eine nervige Fahrt durch ganz Wien, womöglich noch im Feierabendverkehr. Zwischen Wiener Neuburg und Laxendorf führt ab hier der EuroVelo 9 entlang diesem Kanal. Zumindest als grober Anhaltspunkt. Ist das einmal geschafft, sollte Wiener Neustadt als nächstes Ziel eingeplant werden. Der sogenannte Thermenradweg ist gleich Fernradweg. Die Vulkanlandfschaft ist fruchtbar und voller Thermen bis in die Südoststeiermark. Eine hügelige Landschaft, die seinesgleichen sucht.

Bis Aspang-Markt verläuft der Radweg sehr entspannt.



Hier Aspang Markt gehts mit über 10% Steigung los über die Alpen
Steiler Anstieg bei der Wiener Alpenüberquerung

Ab jetzt folgt dann die eigentliche Wiener Alpenüberquerung. Der Weg ist wunderschön doch die Rampen und Höhenmeter auf diesem Teilstück bis Mönichkirchen mit einem bepackten Reiserad kaum zu meistern.

Einen großen Teil davon mussten wir schieben und kamen selbst dann nur immer ein paar Meter weit.

Hier sollte man, wie nur leider all zu oft, nun auf die Bundesstraßen ausweichen, um steile Anstiege und Ewiges auf und ab zu vermeiden.

Sollte nicht ein Fernradweg dazu dienen, ferne Strecken mit Gepäck zu bewältigen?!



Schöner Ausblick in St. Anna

Spätestens ab diesem Abschnitt wird uns klar, warum wir bis Ljubljana in Slowenien nur ein anderes Paar mit dem Reiserad getroffen haben. Hartberg, Bad Waltersdorf und Fürstenfeld sind nur einige weitere Stationen, die wir nur schwer finden konnten.

Radwege fehlen oft und führen auf Straßen entlang. Die Beschilderung fehlt teilweise und ist oft irreführend. Kein Vergleich zu anderen EuroVelo Radwegen.

St.Anna ist wunderschön und bietet einen einmaligen Ausblick auf diese charakteristische Landschaft und bis Radkersburg führt der Weg auch hier wieder teilweise auf groben Schotter entlang der slowenischen Grenze.

Grober Schotter und runder Kies ist so ziemlich der schlechteste Untergrund nach Sand und Matsch für vollbepackte Reiseräder.

Schon lange haben wir das Gefühl, das sich niemand ernsthaft um den Weg kümmert.



Die Murr vor der slowenischen Grenze

Hier stößt man auf die Murr und radelt an ihr entlang bis Spielfeld. Der alte Grenzübergang.

Aber Vorsicht! Auch hier immer wieder falsch aufgestellte Schilder oder sie fehlen ganz … Bis Maribor kann man sich noch mit Mühen zusammenreimen, wo es lang geht.

Man folgt blauen R1 Schildern, die ein Fahrrad abbilden.


Radwegschild vor Maribor


Ab Maribor ist es dann vorbei. Ab jetzt gibt es so gut wie keine Radwege mehr und wenn, dann sind sie sinnlos, weil Teil der stark befahrenen Straße und mit Schlaglöchern und Rissen übersät.

Die Planung existiert nur in den Köpfen der Verantwortlichen und wir versuchen, per Naviki und Komoot einen sinnmachenden Weg zu finden.

Dieser verlangt einiges von uns ab und ist mit Gepäck für Langzeitreisende nicht zu meistern.

Als Bikepacker mit dem Nötigsten an Kleidung, Minizelt, Schlafsack und vielleicht noch Kulturbeutel, so gerade eben zu schaffen.


Ein Wegpunkt in Slowenien der für mich zum Schlüsselerlebnis wird


Wir sind froh, wenn wir bei Einheimischen im Garten zelten dürfen, denn die wenigen ebenen Freiflächen in diesem Bergland sind alle mit Häusern besetzt und so wird ein wild campen fast unmöglich.

Campingplätze sind sehr rar. Leider müssen wir einen Tag im Hotel verbringen, da wir nach einer anstrengenden 12 Stunden Fahrt mit Gebirgszugüberquerung nahezu nicht imstande sind, weiterzufahren.

Ich denke, dass dieser geplante EuroVelo 9 nie offiziell bis an die Adria führen wird …


Auch die in österreichischen Reiseführern angepriesenen Etappen des EuroVelo 9, hier Thermenradweg, sind wie beschrieben, mit Kindern auf gar keinen Fall zu schaffen.

Die haben wir auch nicht einmal auf diesen Wegen gesehen. Meist E-Biker, welche nur kleine Rundtouren in ihrem Urlaub machen.

Uns war ja fast klar, da wir online so gut wie keine Infos und Erfahrungen für diesen Abschnitt gefunden haben, dass dieser Weg nicht mehr als eine romantische, enthusiastische und tourismuswerbende Planung einiger nicht einmal auf diesem Weg gefahrener Verantwortlicher sein musste.

Aber das es so enttäuschend werden würde, hat uns erschüttert.

Zumal Slowenien ja alles zu bieten hat.


Erst als ein Auto diese Brücke überquert, entschließen wir uns, es ihm gleich zu tun. Beim Überqueren stelle ich verdutzt fest, das die Bretter nur mit zwei Nägeln jeweils an den Enden befestigt sind!?

Schön war trotzdem die Natur, die Gastfreundlichkeit der Menschen, der Enthusiasmus einiger, die uns aus ihren Autos heraus bejubelten und anfeuerten. Einige hielten sogar an und riefen uns zu und machten mit ihren Handys Fotos, sodass wir für einen Moment die Anstrengungen und die schlechten Straßen und der enorm dichte Verkehr von Lkws, die Mautgebühren sparen wollen, vergaßen.

Die Abgasbelastung ist groß und fällt sofort auf. Nicht wie in der Türkei z.B., wo sie aufgrund der Weite und Größe vieler Straßen nicht so auffällt. Überall Dieselgestank.

Wir verbringen einige Tage weit abseits von Ljubljana mit Blick auf die Steiner Alpen, Karawanken und im Süden der Kaarst, den wir noch überwinden müssen, bis wir endlich die Adria erreichen. Hier entdecken wir auch wieder einen Radweg, dem wir uns anvertrauen, um die quirlige Stadt zu durchqueren. Wir sortieren uns neu und bummeln durch die Altstadt Ljubljanas, die leider nur wenig originellen Charme verspricht. Alles ist auf Tourismus ausgelegt und dementsprechend renoviert.


Um weiterhin das Land und auch Istrien und Kroatien mit dem Fahrrad bereisen zu können, trenne ich mich schweren Herzens von meinem Anhänger, der mir gute Dienste erwiesen hat. Ich schicke ihn mit einigen anderen Luxusgütern, wie z.B. 3. Powerbank zurück nach Deutschland.

In Ljubljana treffen wir auch endlich wieder Reiseradler. Die meisten entschließen sich, in weiser Voraussicht mit dem Zug ans Meer zu fahren. Wir tun es ihnen nach ein paar Tagen einer fruchtlosen Ersatzteilsuche gleich. Der Brooks Sattel von Rane zerbrach nach 2 Monaten Dauerbelastung und etlichen Jahren auf dem Buckel. Leider verbaute Brooks hier Aluminiumgussteile, die nicht zu reparieren waren.

Unser Zug nach Koper verspätet sich über eine Stunde. Dafür sind wir extra vor Sonnenaufgang losgeradelt … Endlich ist er da und wir müssen unsere Räder in einen extra Gepäckwagen hieven, der über 1,50 m hoch ist. Die Rampe aus Holz im hinteren Teil des Wagens kommt leider nicht zum Einsatz. Dafür hilft uns ein Schaffner.

Die über 80 km zum Meer werden in einer teilweisen imposanten und langsamen Bergfahrt durch den Kaarst in fast 3 Stunden überwunden. Es steigen noch mehr Radler zu. Meist ohne Gepäck.

In Koper angekommen suchen wir wieder einen Radweg. Wir radeln an der Küste entlang und finden auch Radwege … Leider nur Mountbikewege. Nach einem enttäuschenden Versuch diesem zu folgen, entscheiden wir uns dafür nur noch Straßen zu befahren. Auch hier enden diese manchmal in nicht zu befahrenden, steinigen Schotterwegen. Mit Gepäck keine Chance.


Einer der Radwege in Istrien, die in unbefahrbaren Felspfaden enden ...

Das war also der EuroVelo 9. Ein missglückter Versuch einer transinternationalen Verbindung mit dem Fahrrad … Wir haben es aufgegeben, einen geplanten EuroVelo 9 Radweg zu finden, der uns bis nach Pula bringt.


Dieser Weg führt uns über die slowenische Grenze nach Kroatien. Typisch Istrien.

Schotterwege entlang der Küste ...

Auch in Pula keine Sicht eines internationalen Radweges.

Ab hier folgen wir übrigens dem Eurovelo 8. Dieser soll bis Athen in Griechenland gehen. Ausser einem handgrossen Schild als Kilometerangabe der Jadranska Magistrala, Teil der Europastraße 65 in Kroatien, auf der eine 6x6 cm große 8 auf blauem Hintergrund abgebildet ist, existiert hierzu anscheinend wieder alles nur in den Köpfen der EU.

So vergessen wir internationale Radwege und fahren einfach drauflos.

Wir orientieren uns an Fernstrassen und wenn es knifflig wird, hilft Naviki und Komoot aus.

Mit MapsMe habe ich auch gute Erfahrungen, um Supermärkte o.ä. zu finden. Ist das Smartphone ja doch noch für etwas nütze ...


Fotostrecke hierzu folgt im nächsten Monat!

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