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AutorenbildPatrick

Albanien

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten …

Allgegenwärtig: schroffe Berge, Olivenbäume, Ackerland und schlichte Häuser

Ich hatte schon einige kleine Stories aus Albanien gehört, die alle sehr positiv verliefen.

Endlich konnte ich mir selbst ein Bild von diesem Land machen, von dem man so wenig hört.

Auf unserem Weg, immer noch entlang des geplanten EuroVelo 8, in Richtung Griechenland, hatte ich nun ausreichend Gelegenheit dazu.

Und man kann es nicht oft genug sagen, dass man ein Land ganz anders kennenlernt, wenn man sich mit dem Fahrrad bewegt …



Albanische Straßen. Viele Schäden, aber Asphalt!

Was natürlich zuerst auffiel, waren die Straßenverhältnisse.

Sobald man sich etwas weiter von kleinen Städten entfernt, weiter ins Land hinein begibt, können die Straßen geradezu desaströse Formen annehmen. Aber eigentlich hat mich es nicht wirklich gestört, denn es war ja immer noch Asphalt. Wenn auch in die Jahre gekommen und mit tiefen Schlaglöchern übersät, so ging es doch immer weiter. So kann es durchaus passieren, dass die Landstraße plötzlich zur Autobahn wird …



Albanische Autobahn samt Wohnblock. Wen stört der Lärm?


Eigentlich für Fahrradfahrer gesperrt, doch auch hier wurde immer ein Auge zugedrückt seitens der Ordnungshüter. Teilweise hatten wir auch gar keine andere Möglichkeit, als weiter auf der Autobahn zu fahren, denn es gab keinen anderen Weg. Die Autobahnen waren meistens 3-spurig und mit einem Seitenstreifen versehen, den wir mit unseren Rädern als Fahrstreifen benutzten. Auch hier wieder haarsträubende Überholmanöver der hupenden Autofahrer.

Aber auf dem Seitenstreifen, auch wenn er nur 30 cm breit war, fühlten wir uns sicher.

Davon abgesehen, sah man auf allen Wegen und Straßen Vehikel jeder Art.



Mit Tieren muss man jederzeit rechnen ...

Ich mag Esel ...

Kühe sind keine Seltenheit ...

Es dauerte nicht lange, als wir die Grenze passierten, dass wir direkt frei laufenden Kühen begegneten, einsamen Eseln und dem armen Mann mit seinem riesigen Handkarren, die hier immer noch Verwendung finden.


Beim Anblick vieler Gegenden fühlte ich mich in ein Land katapultiert, das mich an Indien erinnerte.


Brücke in Albanien. Oder doch ganz woanders ...?

Das hat aber auch sicher damit zutun, das dieses Land mit der Armut der heimatlosen Roma zu kämpfen hat. Wenn man also nicht gerade absichtlich wegschaut, sieht man überall Roma in erbärmlichsten Behausungen unter Brücken, an Bahngleisen oder auch in den Slums der Hinterhöfe diverser Großstädte.

Wenn man sieht, wie diese Menschen leben müssen, dann kann man ihnen nicht wirklich übel nehmen, das sie aus der Not heraus betteln.

Gerne fangen sie Touristen auf den Parkplätzen der Supermärkte ab, um ihnen ein paar Lek (alb. Währung) abzuschwatzen. Auch wenn wir nicht gerade wie Touristen auf unseren Rädern aussahen, liefen uns viele Kinder hinterher. Teilweise mit aggressiven Geldforderungen, denen wir aber nicht nach kommen konnten.



Auch diese Maultiere kämpfen ums Überleben ...

Der Albaner an sich begegnete uns freundlich aber nicht überschwänglich, wie man in manchen Berichten lesen kann.

Wir wurden nicht mit offenen Armen empfangen und man hat uns auch nicht eingeladen.

Ich denke, diese Zeiten der bedingungslosen Gastfreundschaft sind vorbei.

In Albanien herrscht nun Kapitalismus und der diktatorische Kommunismus vergangener Tage ist passe. Meinen Beobachtungen nach, ist sich jeder selbst der Nächste.

Es gibt entweder arm oder reich.

Um dieses Spielchen mitzuspielen, braucht man Kapital. Das bekommt niemand einfach nur so … Die Mittelschicht ist auf jeden Fall sehr gering und fällt wenn überhaupt nur in größeren Städten auf.


Albanischer Campingplatz. Einer von acht Stellplätzen.

So darf man sich auch nicht wundern, wenn man vielerorts frei laufenden Vieh begegnetet, denn den Bauern fehlt das Geld für ausreichend Futter. Dann wird das Vieh lieber frei gelassen, um sich selbst mit Futter zu versorgen. Die Preise für Lebensmittel liegen unter dem Niveau des restlichen Europas, aber das durchschnittliche Einkommen liegt mit ca. 400,- € auch weit darunter … Also das Leben ist hart, wenn man mit ehrlicher Arbeit sein Geld verdienen muss. Aber anscheinend müssen das viele Albaner nicht …

Anders kann ich mir die Massen von albanischen Männern nicht erklären, welche den ganzen Tag in irgendwelchen Cafés abhängen und dabei ihre teuren Autos zur Schau stellen.

Denn das Auto ist das Statussymbol des Albaners. Für nichts weiter wird wahrscheinlich so viel Geld ausgegeben.

Da ist es auch nicht verwunderlich, dass wir hunderte von Werkstätten und vor allen Dingen Autoreinigungsbetriebe passierten, die mit wenig Aufwand betrieben werden.



Tankstellen gibt es überall ...

Das Auto mit seiner Mobilität ist also noch so eine Art Sprungbrett in die freie Marktwirtschaft oder aber reine zur Schaustellung.

Frauen sieht man in der Öffentlichkeit wenn dann nur in Lebensmittelgeschäften oder an Marktständen …

Wir hatten keine Probleme, uns mit Lebensmitteln zu versorgen. In jeder größeren Stadt gibt es Supermärkte und in den kleinsten Ansiedlungen zumindest einen Minimarkt; so eine Art Kiosk, in denen man sich mit dem Nötigsten versorgen kann, wie gekühlte Getränke, Obst und Gemüse, Brot und diverse Grundnahrungsmittel. Cafés gibt es unzählige. In jeder Tankstelle gibt es ein Café und es gibt Tankstellen mehr als ausreichend.



Typischer Anblick der Landschaft vom Fahrrad aus ...

Campingplätze gibt es einige, welche in der Qualität allerdings sehr krasse Unterschiede aufwiesen. An den gutbesuchten Küstenregionen wird kurzerhand aus einem alten Olivenhain ein Campingplatz ohne Strom aber mit Toilette und einem Wasserschlauch als Dusche.

Gerne wird hier ordentlich geschummelt … also sollte man sich auf jeden Fall selbst ein Bild vom Zustand machen, bevor man einen Platz mietet.

Wer Probleme mit unzureichendem Standard im Sanitärbereich hat, sollte nicht nach Albanien reisen.

Als wir schon auf dem Weg zur Grenze nach Griechenland waren, fanden wir den wahrscheinlich besten Campingplatz in Albanien. In dem kleinem Ort Ksamil hinter Sarande auf einer Landzunge gelegen, betreibt ein ehemaliges Lehrerehepaar mit viel Liebe zum Detail einen hervorragenden Campingplatz mit allem, was man sich wünscht. Für jeden ausreichend Steckdosen, Freiluftküchen komplett eingerichtet, Sanitäranlagen in gebührenden Standard und jeder Menge Gastfreundschaft. Es war eine Oase in einer Wüste der Kunst der Gastfreundschaft.



Albaniens Adria ... hier einmal nicht verbaut, da Militärgelände.

Blick aufs Meer ...

Romantische Straßen ...

Agavenfelder an der Küstenstraße.

Auch hier wieder haben wir einige Male wild gecampt. Nur haben wir leider nie die nötige Abgeschiedenheit gefunden, die wir uns erwünscht hätten.


Küstenstraße ...

Hügel, Berge und das Meer ...

Aus den Autos heraus hat man uns zugewunken und nicht nur beim Überholen gehupt.

Als wir eine kleine Panne in den Bergen hatten, schenkte uns eine Romafrau eine Schale Pflaumen. In den Cafés in denen wir uns ausruhten, haben wir stets einen günstigen, guten Kaffee bekommen. Das Obst an einigen Straßenständen war günstig und hervorragend. Genauso mit Käse gefüllte Blätterteigtaschen in den Bäckereien. Brot kostet nur wenige Cent.

Die Natur, die wir noch ursprünglich entdecken konnten, war wunderbar. Fern des Tourismus an den Küsten gibt es viel Landwirtschaft und einsame Bergregionen.


Fruchtbare Täler

Weites Land

Leider ist auch Albaniens Küste schon mit etlichen Hotelbunkern und Parkplätzen bis direkt an den Strand zugepflastert.

Die adriatische Küste ist auch hier schön. Nur leider auch Opfer des Profits geworden.

Immer wieder haben wir Geschichten vernommen, in denen uns klar gemacht wurde, dass das Land eigentlich in der Hand von mafiösen Gruppierungen ist. Wer dieses Spiel aus Korruption und Schutzgeld nicht mitspielt, spielt eben gar kein Spiel.



Nur ein Sonnenuntergang von vielen ...

Albanische Nächte sind sehr finster ...

Die Gipfel, die wir überqueren mussten, um weiter gen Griechenland zu kommen, waren allesamt eine Herausforderung.


Beginn des Aufstiegs von 1300 Höhenmetern am frühen Morgen...

Von 0 auf 1300 m ü.d.M. bei 37°C und viel Autoverkehr war das eine echte Tortur mit über 50 kg Gepäck auf dem Reiserad.


Blick auf den Startort einer Bergetappe an der Küste: Orikum

Wir haben bis zum Gipfel ca. 8 Stunden mit unzähligen Pausen und etlichen Kilometern schiebend gebraucht.


Nicht die einzige Pause am Pass ...

Die zu passierenden Berge im Hintergrund ...

Grandiose Landschaft entlohnt die Strapazen ...

Panorama

Wir überholten einige Autos, die mit kochenden Kühlern die Straße blockierten. Man informierte uns über die verbleibende Strecke bis zum Gipfel und beklatschte uns aus den Autos heraus. Oftmals gab es an solchen Pässen keine Möglichkeit auf Trinkwasser und wir taten gut daran, uns mit ausreichend zu bevorraten.



Erschöpfte Gipfelstürmer

Über den Wolken, ...

Über den Wolken auf den Gipfeln war fast jede Anstrengung vergessen.

Für die Abfahrt vom Mount Cika bis an die Küste zurück haben wir 1,5 Stunden gebraucht – nur Bergabrollen.

Hier zeigten sich schon größere Probleme mit meiner Magura HS 11 Hydraulikbremse, die hinter der griechischen Grenze letztendlich ihren Geist auf gab.



Albanien ist auf jeden Fall eine Reise wert, wer ein wenig Abenteuerlust verspürt.


Alltag auf albanischen Straßen

Die Gegensätze sind enorm.

Wer sich an Olivenhainen, schroffen Bergregionen und weiten, grünen Feldern nicht sattsehen kann, und auch in der Einfachheit und Andersartigkeit, die einen immer wieder überrascht, gefallen findet, ist in Albanien genau richtig.


Albanische Fähre ...

Ich bin froh, diese Land noch so gesehen zu haben, denn die Anzeichen für einen rücksichtslosen Tourismus aus Beton und kurzweiligen Amüsement sind klar absehbar.


Albanische Murals aus vergangenen Zeiten ...

Es ist zwar immer noch das Armenhaus Europas und dennoch ist hier alles möglich ...



Idyllisch gelegen ... eine Augenweide! A L B A N I E N

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